Feierliche Prozessionen durch die Region

Die Jahrhunderte alte Tradition des Auffahrtsumritts lebt in der WB-Region weiter. In Altishofen begleitete der abtretende Pfarreileiter Roger Seuret den Umritt zum letzten Mal.

Altishofen: Pfarreileiter Roger Seuret mit Monstranz bei einem der Segenshalte. Foto Alois Hodel
 

von Alois Hodel, Willi Rölli und Irma Strässle

Turnusgemäss waltete Altishofen heuer als «umführende» Gemeinde und prägte den Umzug im Wiggertal durch die ehemalige Grosspfarrei Altishofen. Angeführt mit der Martinsfahne des Altishofer Kirchenpatrons, gefolgt von der Musikgesellschaft Altishofen, viel Fussvolk, liturgischen Fahnen, der Geistlichkeit zu Pferd, einigen Kavalleristen sowie einer flotten Reiterschar ging der über 500-jährige Auffahrtsumritt etwa 16 Kilometer lang über Flur und durch die Dörfer.
 

Couragierte und anregende Predigt

Vor mehr als 30 Jahren hat Roger Seuret die schöne Tradition des Umritts kennengelernt. Es sei immer eindrücklich, wenn eine grosse Menschenmenge so friedlich unterwegs sei. Auch weltweit seien gewaltige Menschenströme unterwegs, bedauernswert aber flüchtend und ohne Aussicht auf ein behagliches Zuhause. All diesen Menschen gebühre unser Gebet und Solidarität. Mit Bezug aufs Evangelium, dass auch einige Jünger Zweifel hatten, betonte Seuret, dass es ebenfalls in heutiger Zeit Sinn machen, nicht einfach blind zu glauben. Es gelte zuweilen, Dinge kritisch zu hinterfragen und zu einem Glauben zu finden, ohne allen Dogmen zustimmen zu müssen.

Der Prediger sprach kritisch – trotz 2. Vatikanischen Konzil – unerfüllte Veränderungen an. Wenn etwa von der Kurie an der Ungleichheit von Mann und Frau festgehalten werde. Er wünschte, dass sich «die Bischöfe gegenüber dem Papst wieder emanzipieren, selbstbewusst auftreten und ihm auf Augenhöhe begegnen». In den Diözesen wäre das zu tun, was für das Pastoral notwendig sei, ohne zuerst auf das Absegnen durch Rom zu warten. Seiner Meinung nach «ist die Zeit der Oberministranten vorbei». Gegebenenfalls sei es nötig, dass die Kirchgemeinden und Pfarreien selbst das Heft in die Hand nehmen und den letzten Paragrafen im Kirchenrecht umsetzen, der sage, dass «das Heil der Seelen das höchste Gesetz in der Kirche ist».
 

Eine lebenswerte Zukunft

Auch gelte es, sich an den Sendungsbefehl von Jesus zu erinnern, um die Menschen für seine Botschaft zu gewinnen. Der Auffahrtsumritt sei ein solches Zeichen, für eine Gemeinschaft einzustehen, welche sich zum Guten bekennt und so für Menschlichkeit, Nächstenliebe, Toleranz, Frieden und Gleichberechtigung einstehe. Glaube werde in Gemeinschaften gelebt. Letztlich sei es wichtig, unseren Nachkommen eine lebenswerte Zukunft zu bieten. Damit auch die Natur lebenswert bleibe, gelte es zuweilen selbst und als Gesellschaft bescheidener zu werden. Mit kritischem Hinweis auf die langen Staus am Gotthard wäre es Zeit, im Kleinen zu verzichten. «Jesus hat auch mit wenigen begonnen, aber das hat die Weltgeschichte verändert».
 

«In Bewegung bleiben»

Nach einem wertschätzenden Exkurs an die Altishofer Musikantenschar erinnerte Roge Seuret mit Blick auf seinen Rücktritt als Altishofens Pfarreileiter, wie er «in dieser Gegend erfahren konnte, wie schön Kirche und Glauben sein können». Sein Dankeswort beendete Roger Seuret mit dem Wunsch, dass wir «mit Gottes Hilfe weiterhin in Bewegung bleiben und im Schönen wie im Schweren auf Jesus Zusage vertrauen dürfen».
 

Messfeier, Pferdesegnung und Segenshalte unterwegs

Auf die Fürsprache des Heiligen Wendelin sprach Markus Müller den üblichen Pferdesegen. Die Seelsorgenden des Pastoralraumes Mittleres Wiggertal feierten dann gemeinsam am Altar vor der Wendelinskapelle die heilige Eucharistie.

Nach der Mittagspause führte der Umritt – jeweils mit Segenshalten unterwegs – nach Altishofen zurück. Dort dankte Roger Seuret herzlich der begleitenden Musikgesellschaft, seinen «Gspändli» des Pastoralraums, dem mitorganisierenden Reitverein und der übrigen Reiterschar sowie den jungen Erstellern des Einzugsbogens. Nach ehrenden Worten von Kaplan Armin Betschart für das 13-jährige Mitwirken und engagierte Gestalten des Auffahrtsumritts durch Roger Seuret, durfte dieser die grosse Wertschätzung der zahlreichen Anwesenden erfahren.

Grosswangen: Die Prozession nach dem Halt in der Oberroth, unterwegs in Richtung Stettenbach. Foto Willi Rölli

Die Prozession quer durchs Grosswanger Gemeindegebiet

Kühl und nebelverhangener Himmel, so die Morgenstimmung am Donnerstagmorgen in der Früh, als sich auf dem Kronenplatz in Grosswangen bereits eine überaus grosse Schar Teilnehmende, zu Fuss oder zu Pferd, für den diesjährigen Auffahrtsumritt bereitstellten. Die rund 22 Kilometer lange Prozession zog entlang von blühenden Feldern, Wiesen und durch im frühlingshaften Grün erstrahlende Wälder. Die Route führte hinauf auf den Leidenberg, entlang der Gemeindegrenze zur Sigerswiler Bruder-Klaus-Kapelle zum ersten Gottesdienst. Dann weiter in die Oberroth, zum zweiten Gottesdienst, musikalisch umrahmt von einem Bläserquartett der Brass Band Frohsinn. Mitglieder des Jodlerklubs Grosswangen servierten das Morgenessen. Von der Oberroth ging es weiter zur Kapelle Stettenbach zum Hauptgottesdienst mit der Festpredigt, gehalten von Domherr Ruedi Heim, der die ganze Umrittsroute hoch zu Pferd mit ritt und alle drei Gottesdienste zelebrierte. Nach der Mittagspause in Stettenbach ging es über den Aspet und Bruwald zurück zum Schlusssegen bei der Pfarrkirche. Bei Segenshalten bei Wegkreuzen, Kapellen oder Helgenstöckli wurde dem Schöpfer gedankt für alles Schöne in der Schöpfung, aber auch für die Sorgen und Anliegen wurde bei diesen Halten gebetet. Betend, mit anderen plaudernd oder einfach still wandernd und in sich gekehrt wurde die Prozession miterlebt. Auf der ganzen langen Strecke sorgte immer wieder die Umrittsmusik mit ihren Melodien für eine feierliche Stimmung.

Gross war die Beteiligung am Umritt auch in diesem Jahr wieder. Hunderte, die zu Fuss pilgerten und rund 80 Reiterinnen und Reiter auf ihren Pferden waren gemeinsam unterwegs. Dies ein Beweis dafür, dass der jährliche Umritt in Grosswangen ein Kulturgut ist, das weiterhin gepflegt und über Generationen weitergegeben wird.

Ettiswil: Der Umritt führte von Ettiswil übers Wauwilermoos, Seewagen, Kottwil bis nach Alberswil und zurück. Foto Irma Strässle

Bei bestem Frühlingswetter Gottes Segen erbittet

Eine grosse Anzahl Pfarreiangehöriger nahm in Ettiswil die 15 Kilometer lange Prozession bei idealem Frühlingswetter unter die Füsse. Der Start erfolgte morgens früh um 6 Uhr bei der Sakramentskapelle. Die Vorfreude auf den Auffahrtsumritt war bei der Begrüssung unter den Teilnehmenden bereits spürbar. Die Prozession führte den Gemeindegrenzen entlang übers Wauwilermoos durch den Weiler Seewagen nach Kottwil, wo ein eindrücklicher Gottesdienst gefeiert wurde. Ab Kottwil begleitete die Feldmusik Ettiswil den Umritt. An den verschiedenen Wegkreuzen und bei den Weilern wurde angehalten und um Gottes Segen über die Felder, Wälder, Höfe, Menschen und Tiere erbittet. Der Umritt setzte sich nach dem feierlichen Gottesdienst in Alberswil weiter über das Feld zurück nach Ettiswil. Nach dem Einzug unter Glockengeläute bei der Pfarrkirche erteilte Diakon Kurt Zemp den Schlusssegen. Der diesjährige Auffahrtsumritt fand anschliessend einen gemütlichen Ausklang beim gemeinsamen Mittagessen, organisiert vom Kirchenrat Ettiswil.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.