Konzertzauber in besonderer Atmosphäre

Mit wunderbarer sinfonischer Blasmusik begeisterte die Feldmusik Willisau am vergangenen Samstagabend. Inmitten einer Umgebung von einzigartiger Akustik und facettenreichen Klangfarben bot sie den Besuchern ein besonderes musikalisches Erlebnis.

Das diesjährige sinfonische Konzert der Feldmusik Willisau fand in der Pfarrkirche Peter und Paul statt. Fotos Peter Helfenstein
 

von Peter Helfenstein

Das sinfonische Frühlingskonzert der Feldmusik Willisau (FMW) fand in der katholischen Pfarrkirche Willisau statt. Dies aus gutem Grund. Es bekam dadurch einen Tick mehr Feierlichkeit und fast etwas Intimität. Aber der Hauptgrund war, dass dort eine Orgel, die Königin der Instrumente, darauf wartete, bespielt zu werden. Das Blas-orchester unter der Leitung von Patrick Ottiger und der Organist Peter Unternährer läuteten das Konzert mit -«Allelujah! Laudamus Te» aus der Feder des amerikanischen Blasorchester-Komponisten Alfred Reed ein. Die Musik basiert auf zwei Hauptthemen, einem breiten Chorallied und einem eher militanten, sich vorwärts bewegenden Quasi-Fanfarenmotiv. Diesen beiden Motiven geht eine majestätische Einleitung voraus, die am Ende des Werks mit der ganzen Kraft und Intensität des Orchesters und der Orgel zurückkehrt.
 

Gelungene «Hauptprobe» für den Kantonal-Musiktag

«The Land of the Long White Cloud», komponiert von Philip Sparke, heisst das Selbstwahlstück der FMW für den Luzerner Kantonal-Musiktag Wolhusen 2024. Dieses Stück entstand 1980 ursprünglich als Werk für Brass Band und wurde acht Jahre später vom Komponisten selber für Blasorchester arrangiert. Die Inspiration für dieses Stück findet sich in der traditionellen Geschichte der Maori, die berichtet, dass im Jahr 925 der Seefahrer Kupe als Erster neuseeländischen Boden betreten haben soll. Als Kupe sich in seinem Boot dem Land näherte, sah man am Himmel eine lange, flache Wolke. Seine Tochter blickte zum Horizont und rief «He ao! He ao! Eine Wolke! Eine Wolke!» So erhielt die Insel den Namen Aotearoa – «das Land der langen weissen Wolke». Das Corps agierte mit viel Spielfreude und Präzision, interpretierte das anspruchsvolle Werk eindrücklich.

Jede Musikerin und jeder Musiker trug mit voller Konzentration zu einem harmonischen Spiel bei. Foto Peter Helfenstein

Grosse Bühne für Brass- und Holzbläserensembles

«The Vikings», so heisst der erste Satz aus der Symphonic Suite «The Fenlands» von Arthur Wills für Brass-Ensemble und Orgel. Aus diesem Grund dislozierte das Brass-Ensemble zum Organisten Peter Unternährer auf die Empore. «The Vikings» erfordert sowohl technisches Können als auch einfallsreiche Musikalität von Bläsern und Solist. Der Satz ist kraftvoll, düster und reflektiert die Dynamik und den Elan der heidnischen Kultur dieses energischen und kriegerischen Volkes. Wagnerianer im Publikum werden das Schicksalsmotiv aus «Der Ring des Nibelungen» leicht erkannt haben, welches geschickt in die Textur eingewoben ist und zusammen mit einem schroffen rhythmischen Motiv in der Band entwickelt wird.

Die Holzbläserensembles spielten im Kreuzgang der Pfarrkirche. Sie boten währenddessen den übrigen Musikantinnen und Musikanten eine willkommene Verschnaufpause. Den Reigen eröffnete das Querflötenensemble. Wenn eine Königin zu Besuch kommt – was für Musik könnte für diesen Anlass die Passende sein? Diese Frage hat sich der Komponist Georg Friedrich Händel wahrscheinlich auch gestellt, als er im Jahr 1748 das Stück «Ankunft der Königin von Saba» für sein Oratorium «Salomon» komponierte. Bis heute zählt das Stück, das den Besuch der glamourösen Königin am Hofe des israelitischen Königs Salomon in schwungvoll-festliche Töne fasst, zu den beliebtesten Werken des Barocks. Die prächtige und virtuose Musik, in der Originalbesetzung sind es zwei Oboen und Streichorchester, lässt die Grösse des Ereignisses sehr gut erahnen. Die Transkription von Hans Martin Zill ist für ein Querflötenensemble konzipiert und hätte Händel womöglich ebenso gefallen.

Dann durfte das Klarinettenregister sein Können mit dem Titel «Caprice for Clarinets», komponiert von Clare Grundmann, unter Beweis stellen. Die technisch anspruchsvollen und häufig schnellen Passagen und Verzierungen beeindruckten. Laut Duden bedeutet Caprice «Eigensinn, Laune, wunderlicher Einfall». Genauso kam die geglückte Darbietung bei der Zuhörerschaft an.

Die Komposition «Palladio» klingt wie aus der Zeit des Barock, ist allerdings ein Satz einer Suite von Karl Jenkins aus dem Jahr 1996. Diese Melodie wurde durch einen TV-Werbespot für Diamanten bekannt. Der pulsierende Rhythmus und die zugrundeliegende Dramatik machen dieses Werk geradezu ideal für Bläserbesetzung. Das Saxophonensemble begeisterte das Publikum mit einem bravourösen Auftritt.

Von links: Julian Grüter mit der Kontrabassklarinette, Martin Scherrer und Philipp Trachsel mit Bassklarinetten sorgen für den «Boden» des Klarinettenensembles. Foto Peter Helfenstein

Trouvaillen von Bach und Wagner

Das Präludium «Fervent Is My Longing» ist auch unter dem deutschen Titel «Herzlich tut mich verlangen» bekannt. Die «Fugue in G minor» ist auch als «Kleine Fuge» bekannt. Komponiert wurden die Stücke für Orgel von Johann Sebastian Bach. Lucien Cailliet arrangierte sie für Blasorchester. Patrik Marti, welcher eloquent durch das Programm führte, ergänzte, dass Johann Sebastian Bach neun Töchter und elf Söhne – sieben aus erster und 13 aus zweiter Ehe – hatte. Vier seiner Söhne, die sogenannten «Bachsöhne», wurden ebenfalls bedeutende Musiker und Komponisten.

Das letzte Stück des Abends, «Elsa’s Procession to the Cathedral», wurde von Richard Wagner komponiert. Es stammt aus dem zweiten Aufzug zu Richard Wagners berühmter romantischen Oper «Lohengrin», welche er 1848 schrieb. Zu dieser wunderschönen und feierlichen Musik bewegt sich der Brautzug um Elsa mit ihrem Retter und Helden zur Kirche. Mit tosendem Applaus honorierte das Publikum das wunderbare Konzert der Feldmusik Willisau.

Moderator Patrik Marti dankte vor dem letzten Stück im Namen der Feldmusik Willisau und des Dirigenten Patrick Ottiger dem Publikum für dessen Erscheinen. Er bedankte sich ebenfalls beim Organisten Peter Unternährer, welcher beim letzten Stück wiederum mitspielte. Patrik Marti wies auf die Gelegenheit hin, die Feldmusik am Samstag, 18. Mai, nochmals am Kantonal-Musiktag in Wolhusen oder am Städtlikonzert am Freitag, 5. Juli, in Willisau zu hören.

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