Rote Zahlen präsentiert

An der Gemeindeversammlung vom Dienstagabend präsentierte der Rat den Anwesenden den Rechnungsabschluss, welcher einen Aufwandüberschuss aufweist.

Der Männerchor wurde mit dem Anerkennungspreis der Gemeinde gewürdigt. Foto Cornelia Schmid
 

von Cornelia Schmid

«Die Ettiswiler lassen mit Freude den Worten Taten folgen»: Der Ettiswiler Gemeindepräsident, Samuel Kreyenbühl, lud mit diesen Worten zur Gemeindeversammlung in die Büelacherhalle ein und begrüsste die zahlreich erschienen Gemeindemitglieder mit seinen Gedanken zur angespannten geopolitischen Lage und den Worten, man möge zur eigenen Gemeinde Sorge tragen. Für das den Gemeinderäten entgegengebrachte Vertrauen, das Ende April an den Wahlen zum Ausdruck gebracht wurde, bedankte sich Kreyenbühl herzlich und hiess speziell die neu gewählte Nicole Roos willkommen. Heute zählt die Gemeinde Ettiswil 2899 Einwohner, davon sind 1994 stimmberechtigt. Seit Mai 2023 gab es zehn Eheschliessungen und 18 Geburten (leicht rückläufige Zahlen), aktuell sind 13 Personen in der Gemeinde als Stellen-suchend gemeldet und von 20 Bürgern musste man Abschied nehmen. Zu ihrer Ehren erhob sich die Gemeinde und schickte einen letzten Gruss zu den Verstorbenen.

Die Zahlen
Ein Defizit von knapp 1,3 Mllionen Franken war budgetiert, ein Aufwandüberschuss von 95 830 Franken resultierte schliesslich in der Jahresrechnung 2023 der Gemeinde Ettiswil*. Die grossen Abweichungen fanden sich vor allem in den Bereichen Bildung, Sport und Freizeit (Mehrausgaben von 143 390 Franken), Gesundheit und Soziales (Minderausgaben von 270 820 Franken) und Steuern, Finanzen und Allgemeine Dienste (Mehreinnahmen von 899 760 Franken). Im Bereich Bildung, Sport und Freizeit sind die Mehrausgaben begründet durch eine zusätzliche Abteilung auf der Kindergartenstufe und Mehraufwand bei den Löhnen aufgrund vieler krankheitsbedingten Ausfällen sowie Unterstützungen mit Klassenassistenzen. Die hohe Unterschreitung im Bereich Gesundheit und Soziales ist vor allem darauf zurückzuführen, dass kaum Ersatzabgaben im Bereich Asyl- und Flüchtlingswesen anfielen, da man mit der Immobilie beim ehemaligen Restaurant Schwert, die vom Kanton verlangten Plätze bereitstellen konnte (derzeit belegt mit 19 Personen). Die Investitionsrechnung 2023 schloss mit Ausgaben von 2,741 Millionen Franken gegenüber Einnahmen von 322 650 Franken ab. Budgetiert waren Nettoinvestitionen von 3,366 Millionen Franken. Der Aufgabenbereich Sicherheit, Infrastruktur, Immobilien, Umwelt, budgetiert mit 2,972 Millionen Franken der grösste Posten der Investitionsrechnung, konnte um 515 780 Franken unterschritten werden. Auch wenn die Jahresrechnung im Minus steht, konnten dennoch alle kantonalen Vorgaben erfüllt werden. Der Selbstfinanzierungsgrad der Gemeinde liegt aktuell zwar bei 51.8 Prozent (Finanzkennzahl verlangt 80 Prozent). Liegt jedoch die Nettoschuld pro Einwohner (Ettiswil 1844 Franken) unter dem kantonalen Mittel (2500 Franken), ist dieser Grenzwert nicht massgebend. Per 31. Dezember 2023 verfügt die Gemeinde Ettiswil über ein Eigenkapital von 18,906 Millionen Franken.
Die Sonderkreditabrechnungen für die Umgestaltung Friedhof (34 670 Franken unter Budget) und Grundstückerwerb Wärmeverbund Ettiswil (380 000 Franken unter Budget, da Landkauf direkt über Wärmeverbund AG abgewickelt wurde), zeigen beide einen positiven Aspekt. Die versammelten Gemeindebürger stimmten sowohl der Jahresrechnung mit Jahresbericht 2023 wie auch den Abrechnungen über die beiden Sonderkredite einstimmig zu. Erneut bestätigt wurde zudem die Lufida Revisions AG als externe Revisionsstelle.
Aus dem Wärmeverbund Ettiswil stehen aktive Investitionen von 225 960 Franken zu Buche. Die Gemeindeversammlung stimmte zu, diese aus der Buchhaltung der Erweiterung Wärmeverbund in die neu gegründete Wärmeverbund Ettiswil AG zu überführen. Urs Boog, Gemeindeamman berichtete nach den vielen Zahlen auch über das neue Friedhof- und Bestattungsreglement, das vor allem auch neu die Möglichkeit enthält, für die Bestattung im «Friedhain» (Beisetzung der Asche unter Bäumen). Das neue Reglement wurde einstimmig genehmigt und ist auf der Gemeindewebseite abrufbar.

Kommissionsmitglieder bestätigt
Neu- und Bestätigungswahlen standen bei der Controlling Kommission und dem Urnenbüro an. Sarah Dietz-von Arx, als Präsidentin, Anton Gut, als Mitglied, beide bisher und Thomas Willi, als Mitglied, neu, wurden einstimmig in die Controlling Kommission gewählt. Gemeindepräsident Kreyenbühl verdankte die wertvolle Arbeit des abtretenden Stefan Künzli und die Gemeindeversammlung goutierte dies ebenfalls mit Applaus. Unverändert zeigt sich die Zusammensetzung des Urnenbüros (Felix Arnet, Alex Bucher, Margrit Häfliger, Sibylle Heller, Annamarie Heer, Patrik Isenschmid, Esther Kilchmann, Philipp Künzli, Peter Obi und Markus Schmid), auch diese zehn Personen wurden einstimmig für die Amtsperiode 2024 bis 2028 gewählt.

Heizzentrale auf gutem Weg
Über den aktuellen Stand der Bauten betreffend Wärmeverbund Ettiswil AG informierte deren Präsident, Peter Obi. Die Leitungen sind im Bau, was mit Bildern dokumentiert wurde, die Ausschreibung für den auf Ende August geplanten Bau der Heizzentrale sei aktiv. Über die weiteren Entwicklungen will man an einer Infoveranstaltung im Sommer orientieren. Ziel sei es, die Heizung im Winter 2025 in Betrieb zu nehmen. In der zweiten Etappe, welche in Planung stehe, sei das Gebiet Haisi zu erschliessen. Obi lobt die sauber und termingerechten bisherigen Arbeiten, entschuldigt sich dennoch bei den betroffenen Personen für die Unannehmlichkeiten während der Bauphasen.

Die Dorfkernentwicklung
Bauverwalter Mathias Frey gab einen Überblick betreffend Dorfkernentwicklung. Diverse Grundstücke im Dorfkern wurden 2023 durch die Baugenossenschaft Ettiswil (Grundstück Gasthaus Ilge) und die Baugenossenschaft Ettimo (Grundstück Volg mit EFH und MFH) erworben. Der Kommission Dorfkernentwicklung gehören nebst Vertretern dieser beiden Baugenossenschaft auch Vertreter von Kirchenrat, Gewerbe, Alter, Jugend, Parteien sowie Gemeinderat an. Ebenfalls miteinbezogen in die Besprechungen wurden der regionale Entwicklungsträger Region West, die Abteilung Raum und Wirtschaft des Kantons Luzern, das Raumentwicklungsbüro Brugger und Partner AG sowie das Ortsplanungsbüro Stadtlandplan AG. Im Oktober 2024 ist ein Mitwirkungshalbtag mit der Bevölkerung geplant, im Dezember 24/Januar 25 soll dann eine Orientierung zum Zukunftsbild der Gemeinde stattfinden, nachdem ab Juni vier Workshops innerhalb der Kommission stattgefunden hätten. Für das Grundstück 278 GB Ettiswil, im Quartier «Bünte», erhielt die Baugenossenschaft Ettimo den Zuschlag. Das Grundstück wird im Baurecht vergeben, wobei der definitive Vertragsabschluss noch aussteht. Frey hielt fest, dass alle potentiellen Offerteingaben mit demselben Kriterienkatalog überprüft worden seien und der Entscheid aufgrund dessen auf die Ettimo Baugenossenschaft gefallen sei. Franz Felber von der BGE meldete sich zu Wort und drückte seine Enttäuschung über diesen Entscheid aus, den man jedoch selbstverständlich akzeptieren werde.
Im Anschluss an die Versammlung und vor dem Gang zum Apéro, bereitgestellt von den neuen Wirten des Gasthauses Ilge, Ruedi und Sandro Hager, durfte der Männerchor Ettiswil für sein langjähriges Wirken (über 100 Jahre) in der Gemeinde den Anerkennungspreis 2023 entgegennehmen (siehe Kasten «Männerchor für Engagement gewürdigt»).

 

*Korrigendum: In der WB-Statistik über die Jahresrechnungen der Gemeinden in der Ausgabe Nr. 36 vom vergangenen Dienstag ist der Jahresabschluss der Gemeinde Ettiswil inkorrekt dargestellt. Fälschlicherweise wurde ein Ertragsüberschuss von 0.10 Millionen Franken (grüner Balken) aufgeführt. Korrekt ist, dass die Rechnung der Gemeinde mit einem Aufwandüberschuss von 95 830 Franken abschliesst (siehe Artikel). Die Redaktion entschuldigt sich für diesen Fehler.

Männerchor für das Engagement gewürdigt

Anerkennungspreis Im Anschluss an die Gemeindeversammlung, durfte der Männerchor Ettiswil für sein langjähriges Wirken (über 100 Jahre) in der Gemeinde den Anerkennungspreis 2023 entgegennehmen.

Seit der Gründung 1923 legt der Verein viel Wert auf Geselligkeit, Gesang und Kameradschaft. «Der Männerchor gehört im kulturellen Leben der Gemeinde einfach dazu», hält der Gemeinderat in einer Mitteilung fest. Dies zeige sich vor allem durch die Konzerte unter dem Jahr in der Kirche oder an Gesangsfesten. Auch an der alljährlichen Kilbi ist der Männerchor vertreten. Und natürlich am grössten Konzert im Jahr – das Jahreskonzert im November.

Bauverwalter Frey wusste zu berichten, dass in den sechziger Jahren das Durchschnittsalter bei 25 lag, heute dürfte dieser Altersdurchschnitt der Mitglieder (derzeit 22 Aktive) doch etwas höher liegen.

Der Gemeinderat gratuliert dem Männerchor zum Anerkennungspreis und freut sich auf viele zukünftige Konzerte. Zur Freude der Versammelten bedankten sich die Sänger mit einigen Liedvorträgen für den Anerkennungspreis.

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